Über Paarbeziehungen und Liebe
ÜBER PAARBEZIEHUNGEN
So nah bei Gott und doch in der Hölle
DIE LIEBESBEZIEHUNG ALS CHANCE ZU PERSÖNLICHEM WACHSTUM
Einer der romantischen Mythen unserer Elterngeneration besagt, dass wir- die wir aus zwei komplett unterschiedlichen Welten kommen - möglichst viele Kompromisse schließen müssen, damit eine Beziehung funktioniert. Das heißt, wir bemühen uns nach allen Kräften, aus ZWEI Welten EINE zu kreieren.
Eine daraus resultierende Vorstellung ist: Wenn unser Partner nur anders wäre - bzw. sich nur an die ausgemachten Kompromisse halten würde, würde es mir und uns gut gehen. Daraus entsteht dann gerne in Konflikten die Aufforderung an den Partner: SEI ANDERS! Wir geraten in die „Richtig-Falsch-Trance“.
ABER:
Wir sind und können niemals in EINER Welt sein, weil wir notwendigerweise anders ausgestattet sind, andere Vorerfahrungen gemacht haben, eine ganz andere Biografie mitbringen als unser Partner-und deshalb die Welt aus einer anderen Perspektive erleben. Der andere ist nicht der „ideale“ Mensch. Der/die Andere ist ganz und gar anders als ich - und doch von einer einzigartigen Schönheit.
Es gibt in all den unterschiedlichen Lebensformen, Lebensumständen und Wahlmöglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, nur individuelle Beziehungswelten, die jedes Paar selbst für sich gestalten muss. Ich unterstütze Sie, eine für Sie stimmige Beziehungsvorstellung zu entwickeln, um wieder in die Liebe zu Ihrem Partner zu kommen.
Was Sie lernen können bzw. wo es hinführen kann:
- zu sehen, dass der andere wunderbar ist, wie er ist.
- zu verstehen, dass in einer Paarbeziehung beide Welten schätzenswert sind und Gültigkeit haben.
- Abstand nehmen lernen von seinen Gewohnheiten und Mustern durch innere Achtsamkeit
- Auskunft über sich zu geben und den Anderen neu "sehen" und zu verstehen
- Durch das Verstehen des Partners die Liebe wieder zu fühlen
ÜBER DIE LIEBE
Eine Liebesbeziehung fordert uns sehr, unser eigenes Wachstum zu entwickeln. Ohne Selbstliebe kann ich nicht zum Anderen hinspüren. Sie stellt uns vor die Herausforderung, weder den anderen zu reformieren noch uns selbst anzupassen und zu verbiegen. Sie bedeutet Verbundenheit ohne in Abhängigkeit zu sein, sowie Leidenschaft, Intimität, und Exklusivität. Die Liebe ist freiwillig, ein emotionaler Akt, ein Geschenk, und das größte Glück.
Von der Liebe
Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr,
sind ihre Wege auch schwer und steil.
Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann.
Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie,
auch wenn ihre Stimme deine Träume
zerschmettern kann
wie der Nordwind den Garten verwüstet.
Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.
So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich.
So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen
und die zartesten Zweige liebkost,
die in der Sonne zittern,
steigt sie hinab zu deinen Wurzeln
und erschüttert sie in Ihrer Erdgebundenheit.
Wie Korngarben sammelt sie dich um sich.
Sie drischt dich, um dich nackt zu machen.
Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien.
Sie mahlt dich, bis du weiß bist.
Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist;
Und dann weiht sie dich ihrem heiligem Feuer,
damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.
All dies wird die Liebe mit dir machen,
damit du die Geheimnisse deines Herzens kennenlernst
und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst.
Aber wenn du in deiner Angst
nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst,
dann ist es besser für dich, deine Nacktheit zu bedecken
und vom Dreschboden der Liebe zu gehen.
In die Welt ohne Jahreszeiten,
wo du lachen wirst, aber nicht dein ganzes Lachen,
und weinen, aber nicht all deine Tränen.
Liebe gibt nichts als sich selbst und
nimmt nichts als von sich selbst.
Liebe besitzt nicht, noch läßt sie sich besitzen;
Denn die Liebe genügt der Liebe.
Und glaube nicht,du kannst den Lauf
der Liebe lenken,
denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält,
lenkt deinen Lauf.
Liebe hat keinen anderen Wunsch,
als sich zu erfüllen.
Aber wenn du liebst und Wünsche haben mußt,
sollst du dir dies wünschen:
Zu schmelzen und wie ein plätschernder Bach zu sein,
der seine Melodie der Nacht singt.
Den Schmerz allzu vieler Zärtlichkeit zu kennen.
Vom eigenen Verstehen der Liebe verwundet zu sein;
Und willig und freudig zu bluten.
Bei der Morgenröte
mit beflügeltem Herzen zu erwachen
und für einen weiteren Tag des Liebens dankzusagen;
Zur Mittagszeit zu ruhen
und über die Verzückung der Liebe nachzusinnen;
Am Abend mit Dankbarkeit heimzukehren;
Und dann einzuschlafen
mit einem Gebet für den Geliebten im Herzen
und einem Lobgesang auf den Lippen.
Khalil Gibran
(* 06.01.1883 , † 10.04.1931)